Haben Sie Diaabende auch immer die 3L-Abende genannt? Lähmend, langweilige Landschaftsaufnahmen … ich erinnere mich an stundenlange Diaabende bei meinem Onkel. Landschaften, Burgen und Strände und Tante Ulla im Liegestuhl und Tante Ulla beim Essen, Tante Ulla vor der Burg etc. pp. Sie kennen das – laaaaangweilig. Hätte doch jemand meinem Onkel damals schon erklärt, wie man Fotos bewerten kann, um nur die schönsten Fotos in der Diashow zu haben. Oder hätte mein Onkel damals schon eine Bildverwaltungssoftware gehabt, über die man schnell eine Suche nach einem bestimmten Foto (Tante Ulla lächelt) hätte starten können. Nun gut.
Heutzutage ist man noch viel mehr dazu verleitet, von einem Motiv aus allen Perspektiven ein Foto zu schießen – kostet ja nix. So kommen schnell mehrere Tausend Fotos von einer Reise oder einem Familienfest zusammen. Früher waren die Negative und auch die Kosten (zumindest bei manchen) ein limitierender Faktor, aber heutzutage gibt es unendlich viel Speicherplatz auf Karten und Festplatten.
Können Sie auf Anhieb die besten 30 Fotos von Ihrem Urlaub herausfischen? Oder von der Hochzeit, die Sie fotografiert haben oder von dem Familienshooting. Welche Fotos sind zeigenswert, welche hingegen gehören eher in den virtuellen Mülleimer?
Fotos bewerten und sortieren in der Software
Das Bewerten von Fotos mittels Sternen oder Flaggentags gibt es in vielen Bildverwaltungssoftwares. Wie Sie die Fotos bewerten und was ein Stern oder drei Sterne bedeuten, müssen Sie für Ihren eigenen Workflow festlegen. Entwickeln Sie ein System, das Ihre Arbeitsschritte abbildet und Sie mit dem die Fotos so kategorisieren können.
So können null Sterne für »Löschen« stehen, ein Stern für »Foto soll bearbeitet werden«, »Foto kommt ins Archiv«, »Foto ist für die Ausstellung«, »Foto ist für das Fotobuch« und so weiter.
Aber nach welchen Kriterien bewerte ich meine Fotos am geschicktesten?
Ich würde sagen, es gibt drei Bewertungskategorien:
Fotobewertung 1: Technik
Zum einen sind es technische Kriterien, die die Qualität eines Fotos ausmachen. Selbstverständlich können Unschärfe oder ein Farbstich auch ein stilistisches Mittel sein. Verwackelte oder völlig unscharfe Fotos würde ich hingegen direkt aussortieren.
- Schärfe. Wie gerade erwähnt: Die Schärfe eines Fotos lenkt den Blick des Betrachters. Liegt der Schwerpunkt falsch, kann dies ein ganzes Bild völlig ruinieren oder den Blick auf ein völlig unwichtiges Detail lenken. Am auffälligsten ist es zum Beispiel bei einem Porträt: Sind die Augen unscharf und die Schärfe liegt auf der Nasenspitze, ist das Foto leider nicht zu gebrauchen.
- Belichtung. Zu hell oder zu dunkel – da gehen so manche Details verloren, und das Foto entspricht nicht mehr den Erwartungen. Ist das Foto überbelichtet, hat man keine Zeichnung mehr in den hellen Partien – zum Beispiel im Himmel bei einer Landschaftsaufnahme. Ist das Foto unterbelichtet, wird das Foto viel zu dunkel erscheinen. In einer Innenraumaufnahme passiert es dann leicht, dass zum Beispiel Personen oder Details kaum mehr erkannt werden können, weil das Foto viel zu dunkel ist.
- Rauschen. Bei digital aufgenommenen Bildern kommt es manchmal zu Bildrauschen. Bildinformationen werden durch Störungen in Farbe und Helligkeit verändert. Oft zeigt sich das durch farbige Punkte in gleichmäßig grauen oder schwarzen Flächen. Ursächlich sind oft eine schlechte Kameraqualität, eine zu kleine Sensorgröße oder zu hohe ISO-Werte.
- Farbstich. Ist der Weißabgleich in einer Digitalkamera nicht richtig eingestellt oder durchgeführt, kommt es zu einem Farbstich. Dies lässt Farben oft nicht richtig erscheinen – gerade bei Hauttönen fällt dies besonders auf.
- Bildgröße. Die Bild- bzw. Dateigröße ist natürlich abhängig vom Sensor in der Digitalkamera. Vollformatsensoren entsprechen in der Größe einem 35 mm Kleinbild-Negativ-Format und liefern sehr gute Ergebnisse, die sich auch entsprechend vergrößern bzw. drucken lassen. Kleinere Sensoren zum Beispiel in Kompaktkameras liefern kleinere Dateigrößen und sind für große Drucke nicht geeignet.
- Sättigung und Kontrast sind zwei weitere Bewertungsmerkmale.
Fotobewertung 2: Bildwirkung
Ein zweites Kriterium für die Fotobewertung ist die Bildwirkung. Wie das Foto auf den Betrachter wirkt, ist selbstverständlich ein sehr subjektives Kriterium. Dennoch gibt es ein paar Dinge, mit denen man die Bildwirkung auch formal bewerten kann.
- Die Bildaussage des Fotos fällt nicht nur unter die individuelle Bewertung. Ist dem Foto ein Thema vorgegeben, muss die Bildaussage zum Thema stimmig sein und den Kern der Aussage wiedergeben. Das Bildmotiv und dessen Aussage müssen innerhalb seiner Motivelemente klar erkennbar sein.
- Die kreative Umsetzung eines Themas ist ein weiteres Kriterium für die Bildwirkung. Ein kreatives Foto ist das Zusammenspiel eines vielleicht sogar einfachen Motivs mit der besonderen technischen fotografischen Umsetzung.
Fotobewertung 3: Bildgestaltung
Das dritte Kriterium, um Fotos zu bewerten, ist die Bildgestaltung. Es gibt viele Kompositionselemente, die die Gestaltung eines Fotos beeinflussen.
- Horizont: Ist die Horizontlinie nicht waagerecht, erweckt das Foto eine Unstimmigkeit in der Wahrnehmung. Genauso erscheint es langweilig, wenn der Horizont in der Mitte des Motivs angeordnet wird. Dynamischer erscheint das Foto, wenn die Horizontale das Bild in ein Drittel/zwei Drittel aufteilt.
- Diagonalen können ein Foto lebendiger wirken lassen als horizontale Linien. Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass der Blick des Betrachters schnell aus dem Bild herausgeleitet wird.
- Der Goldene Schnitt ist schon lange ein Kriterium für die Bildgestaltung. Wird das Hauptmotiv nicht in die Mitte gesetzt, sondern liegt es im Goldenen Schnitt, wirkt das Foto insgesamt für den Betrachter harmonischer.
- Stürzende Linien, häufig in Architekturfotos, sind zum Beispiel Gebäudekonturen, die nicht parallel, sondern aufeinander zu laufen. Werden diese Linien „entstürzt” erscheint das Objekt normaler und damit für das Auge passender.
- Störende Elemente lenken das Auge des Betrachters oft in die falsche Richtung und lenken vom Hauptmotiv ab. Besser ist es, einen Ausschnitt zu wählen, der keine ablenkenden Elemente enthält.
- Eine symmetrische Aufnahme wird vom Betrachter oft als sehr harmonisch wahrgenommen. Da in der Natur vielfach Symmetrien vorkommen (z. B. Blätter), werden Symmetrien unterbewusst als sehr angenehm empfunden.
Gehen Sie diese Bewertungskriterien durch, wenn Sie Ihre Fotos sichten. Dann kommen Sie schnell zu einer guten Auswahl für die weitere Verwendung.
Fotos bewerten lassen in fachlich kompetenter Runde
Wenn Sie Mitglied in einem Fotoclub sind, dann machen Sie doch mal einen Abend mit einer Fotobewertungsrunde. Das kann sehr spannend und aufschlussreich sein und den eigenen Blickwinkel noch mal verändern. Jeder stellt sein eigenes Foto vor, und alle anderen dürfen es dann individuell bewerten – selbstverständlich sachlich und höflich.
Fotos bewerten mithilfe künstlicher Intelligenz
Eine weitere Möglichkeit, Fotos zu bewerten, hat Excire bei dem letzten Blende-Fotowettbewerb verwendet. Eine KI, die auch in der Bildverwaltungssoftware Excire Foto verwendet wird, hat die eingereichten Fotos nach verschiedenen Kriterien bewertet. Dazu wurden der KI über 250.000 verschiedene Fotos gezeigt, die von vielen Menschen bewertet wurden und sie lernte so, was ein gutes und ein schlechtes Bild ausmacht. Auf dieser Basis lernt die KI ein gewisses Maß an Objektivität und setzt Bewertungskriterien von kausalen Zusammenhängen ein und lässt sich nicht subjektiv oder emotional leiten.
Für den Nutzer wird dies in Zukunft in einem Workflow sehr hilfreich sein. Zum Beispiel kann eine Vorauswahl durch die KI getroffen und technisch nicht einwandfreie Fotos können direkt aussortiert werden (zum Beispiel »Augen zu«) oder eben nach gestalterischen Gesichtspunkten Bewertungen stattfinden.
Mit Excire Foto »Fotos bewerten«
In dem Workflow mit der Bildverwaltungssoftware Excire Foto oder mit dem Lightroom Plug-in Excire Search können Fotos bewertet und dann direkt markiert werden. Eine ordentliche Datenbank und eine vernünftige Fotoarchivierung ist die optimale Grundlage für die weitere Fotobearbeitung. Werden die Fotos direkt beim Archivieren durch Sterne oder Farbtags markiert, können sie im weiteren Verlauf schneller und einfacher kategorisiert und weiterverarbeitet werden. Sie können zum Beispiel die Fotos mit entsprechender Markierung direkt in Alben verschieben.
Probieren Sie Excire Foto doch einfach mal aus und verwenden Sie die Fotos-bewerten-Funktion für Ihre Fotosammlung. Unter dem Artikel habe ich Ihnen die kostenlose 14-tägige Vollversion direkt verlinkt.
Fazit
Bei dem Thema Fotos bewerten wird man sehr von seinen Reiseeindrücken geleitet; man kann sich kaum entscheiden, welche Fotos man zeigen möchte. Es empfiehlt sich aber, rigoros auszusortieren, damit der Abend nicht ein „3L“ wird – lähmend langweilige Landschaftsaufnahmen…
Über die Autorin
Britta von Oeynhausen – Als Diplom Fotoingenieurin (FH) ist das Fotografieren nicht nur Ihr beruflicher Background, sondern seit vielen Jahren auch ihre persönliche Leidenschaft. Neben der Fotografie reizen sie intelligente, technische Lösungen auf Hard- und Softwareseite und lassen Ihr Ingenieurinnenherz höherschlagen. Die Kamera ist auf jeden Fall immer dabei.